ausdrucksstark
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«Wer Leistung fordert,
muss Sinn bieten»
Daniel F. Pinnov,
Unternehmer & Coach
Wir Menschen wollen für etwas gut sein, ganz allgemein im Leben und im Besonderen bei der Arbeit. Wir wollen uns sinnvoll in der Welt einbringen und etwas von Bedeutung schaffen. Ohne Sinn werden wir unglücklich, sind unzufrieden, ja frustriert. Der Erfolg eines Unternehmens steht und fällt mit dem Leistungswillen der Mitarbeitenden.
Erster Gradmesser für die Sinnorientierung in einem Unternehmen sind die Mission und die Werte. Die Mission definiert den Auftrag, den ein Unternehmen für die Gesellschaft erfüllen will, sie beschreibt die Existenzberechtigung im Markt. Eine Mission lässt sich in drei grundlegende Fragestellungen bündeln: Was ist unsere Tätigkeit? Für wen machen wir das? Und, drittens: Welchen Nutzen hat unsere Zielgruppe dank unserem Tun? Die Konzentration auf die Mission schafft Sinn, alles andere schmälert ihn. Die Art und Weise, wie ein Unternehmen seine Mission erfüllen will, das beschreiben die Unternehmenswerte. Seine Mission zu erfüllen und Werte zu verwirklichen ‒ das generiert Sinn.
«Nichts beflügelt Menschen mehr,
ihr Bestes zu geben, als die Gewissheit,
dass ihr Leben und ihre Arbeit einen Sinn haben»
Victor Emil Frankl, 1905 – 1997,
österreichischer Psychiater und
Überlebender von vier Konzentrationslagern
Heutzutage sind Gesellschaft und Wirtschaftswelt geprägt von einem ungeheuren Dringlichkeitswahn, der in Hektik, Aktivismus und Sinnlosigkeit ausufert. Dabei ist vieles Dringliche halb so wichtig, aber vieles Wichtige wäre umso dringlicher. Vielfach sehen wir doch vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr. Wofür schuften wir uns täglich ab? Die Sinnfrage ist ein wichtiger Aspekt für unser Leben, denn sie ist entscheidend für unsere Lebenshaltung, für Arbeitsmotivation und Leistungsbereitschaft. Einen Sinn hinter unserem Tun zu sehen, setzt Energien frei. Zudem unterstützt Sinnhaftigkeit in Krisenzeiten unseren Durchhaltewillen.
In einer globalisierten Welt, die erst einmal kälter wird und vorübergehend noch mehr Einsamkeit nach sich zieht, wächst die Sehnsucht nach Sinn. Tatsächlich wollen Menschen ihr Leben sinnvoll gestalten, sie wollen vor allem auch bei der Arbeit Sinn erfahren und verwirklichen. Am wichtigsten ist es für Mitarbeitende, eine Aufgabe zu haben, zu der sie JA sagen können, dann erst folgen Betriebsklima und Bezahlung. Eine Aufgabe als sinnvoll zu erleben, führt aber nicht zwangsläufig zu Motivation und hoher Leistung. Die Umkehrung gilt aber immer: Eine Aufgabe als sinnlos zu empfinden, zieht Demotivation und Minderleistung nach sich.
«Der Unterschied zwischen irgendeinem Job
und einer sinnvollen Tätigkeit ist riesig –
im persönlichen Erleben
wie hinsichtlich der Auswirkungen für den Arbeitgeber»
Tatjana Schnell,
Leiterin der Abteilung Sinnforschung
an der Universität Innsbruck
Mitarbeitende wollen mehr als bloss irgendeinen Job machen. Beim beruflichen Sinnerleben geht es um den Kern jeder Arbeit: Arbeit wird entweder als sinnvoll erfahren, oder als lästige, frustrierende bis krankmachende Verpflichtung. Die vier Eckpeiler der Sinnerfüllung bei der Arbeit lauten: Bedeutsamkeit, Orientierung, Kohärenz und Zugehörigkeit.
Sinn hat auf Menschen mittel- und langfristig grössere Anziehungskraft als Geld und Status. Sinn ist etwas so Tiefliegendes, dass er erst zum Problem wird, wenn er verloren gegangen ist. Die Folgen kennen wir nur allzu gut: Menschen müssen bewegt, manipuliert, motiviert oder gar gezwungen werden, damit sie ihr Soll erfüllen. Nur in dem Masse, indem nämlich der Mensch Sinn erfüllt, in dem Masse verwirklicht er auch sich selbst. Selbstverwirklichung stellt sich dann von selbst ein, ist Motivation von innen. «Wer zu Motivation von aussen greift, hat schon verloren» (Wolfgang Allgäuer).
Da war noch jener Wanderer, der an einem Steinbruch vorbeikommt und, neugierig wie er war, einen Arbeiter fragt: «Sag mal, was machst du da eigentlich?». Ohne aufzuschauen murrt dieser: «Das siehst du doch, Steine klopfen!» Unzufrieden mit dieser Antwort fragt er einen zweiten. Dieser meint: «Ich meissle eine Säule». Der Wanderer sieht sich weiter um und entdeckt ganz hinten einen Arbeiter, der wohl Steine klopft, aber sonderbarerweise übers ganze Gesicht strahlt, und auch diesen fragt er nach seiner Arbeit. Er antwortet: «Weisst du, ich helfe mit beim Bau unserer neuen Kathedrale».
Führungskräfte verfügen über eine hohe Sinn-Kompetenz, wenn sie nicht nur ihrem eigenen Leben Sinn geben können und so ihre Vorbildfunktion wahrnehmen, sondern es ihren Mitarbeitenden ermöglichen, Sinn in ihrer Tätigkeit zu entdecken und zu realisieren. Sinn kann man aber nicht verordnen, Sinn muss von jedem selbst gefunden werden. Führungskräfte können Sinn ermöglichen, indem sie dazu die Rahmenbedingungen schaffen: mit werteorientierten Gesprächen, Hintergrundinformationen zu den Aufgaben und einer Dialogkultur, die Fragen nicht nur zulässt, sondern geradezu einfordert. Sinnorientierte Mitarbeiterführung fördert mit passenden Aufgaben das Potential der Mitarbeitenden und weckt in ihnen den Stolz, am Geschäftserfolg mitzuarbeiten. «Führungskräfte müssen dafür sorgen, dass Mitarbeitende aufrechter nach Hause gehen» (Pater Anselm Kiefer).
«Wer Leistung fordert,
muss Sinn bieten»
Daniel F. Pinnov,
Unternehmer & Coach